Das Projekt UrbanInsects (UrbI) ist ein vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) für die Dauer von drei
Jahren gefördertes Forschungsprojekt (1.7.2023 bis 30.6.2026), das von der Universität Stuttgart (I-ABP - Institut für Akustik und Bauphysik sowie ZIRIUS - Zentrum für interdisziplinäre Risiko- und Inno-vationsforschung) durchgeführt wird.
Das Projekt hat zum Ziel, fassadenintegrierte Habitat-Systemen zur Steigerung der Artenvielfalt zu entwickeln, zu untersuchen und zu erproben. Dabei werden bauphysikalische, baukulturelle und soziale Aspekte berücksichtigt, um ein Höchstmaß an funktionaler Sicherheit und gesellschaftlicher Akzep-tanz zu vereinen. Im Fokus steht die großflächige Schaffung von Habitaten für Insekten an Bestands-gebäuden (bspw. im Zuge von Sanierungen) und Neubauten im öffentlichen und privaten Bereich.
Das lebensräumliche Wirkpotenzial dieser Bauwerke muss wissenschaftlich erschlossen, technolo-gisch erweitert und praktisch umgesetzt werden. Dabei gilt es, Risiken und Hürden für die Gestaltung der gebauten Umwelt zur Steigerung biologischer Vielfalt zu identifizierten und zu minimieren bzw. zu überwinden. So dürfen die fassadenintegrierten Habitat-Systeme für Insekten dauerhaft weder die Gebäudesubstanz (Funktion, Erscheinungsbild) noch den Nutzerkomfort der Bewohner (im Gebäude, im Umfeld) beeinträchtigen. Tradierte und gerade mit neuen Bautrends verbundene Vorbehalte gegen-über Insekten betreffen z.B. die vielfältige Verwertung von gebräuchlichen Dämmstoffen, die Über-windung typischer Dichtungsebenen und die Lebensspuren auf anfälligen Sichtflächen. Im Vorder-grund der Forschungsarbeiten stehen konstruktive und intelligente Gestaltungsvarianten, wie z.B. inte-grierte Hohlraumsysteme sowie auch eine geeignete Werkstoff- und Pflanzenauswahl. Die aktuell zu-nehmende Verwendung von Materialien mit biogenem Hintergrund oder aus nachwachsenden Roh-stoffen stellt dabei eine der Herausforderungen dieses Projekts dar.
Eine weitere Herausforderung erwächst aus der erforderlichen, gruppen- bzw. milieuspezifischen Ak-zeptanz für die fassadenintegrierten Habitat-Systeme, sowohl des damit verbundenen Aufwands als auch der neuen Nachbarschaft. In UrbanInsects sind mehrere sozialwissenschaftliche Untersuchungen vorgesehen. Zum einen werden Fokusgruppen mit von biodiversitätsfördernden
Fassadenkonstruktionen betroffenen bzw. nicht betroffenen Bürgerinnen und Bürgern sowie Akteuren, die mit der professionellen Installation von insektenfördernden Fassadenhabitaten tatsächlich oder potenziell zu tun haben könnten (z. B. Handwerksbetriebe, Wohnbauunternehmen, Behörden), durch-geführt. Zum anderen wird eine standardisierte, deutschlandweite Online-Befragung der deutschen Bevölkerung zu Chancen und Risiken der Ansiedlung unterschiedlicher Insekten im Wohnbereich urba-ner Räume durchgeführt. Dabei geht es unter anderem um das Wissen über bzw. die Einstellung ge-genüber biologischer Diversität und Insekten sowie fördernde und hemmende Faktoren der Akzeptanz von Maßnahmen zur Steigerung der biologischen Vielfalt.